Asthma bronchiale

Asthma bronchiale ist weltweit die häufigste chronische Atemwegserkrankung. In Deutschland sind mehr als 5% der Bevölkerung betroffen. Dabei gibt es unterschiedliche Erscheinungsformen des Asthmas, welche mit einer Atemwegsentzündung und bronchialer Überempfindlichkeit verbunden ist.

In der klassischen Unterteilung spricht man von allergischem (extrinsische) und nicht allergischem (intrinsische) Asthma. Diese Unterscheidung ist nicht immer einfach und es kommt zu Überschneidungen der beiden Formen.

Heute hat sich die Unterscheidung entsprechend der zugrundeliegenden Immunreaktion durchgesetzt:

  • Type-2-High Asthma mit allergenspezifischer Immunreaktion (Typ 2)
  • Type-2-low Asthma oder non-T2 Asthma ohne eine solche Typ-2-Inflammation

Unabhängig von der oben genannten Systematik werden weitere Formen benannt wie zum Beispiel Anstrengungsasthma oder eosinophiles Asthma.

Asthma bei Sport - Belastungsasthma

Wie wird Asthma bronchiale diagnostiziert?

Die Symptome können vielfältig sein und fehlen in der Regel im beschwerdefreien Intervall vollständig. Während eines Asthmaanfalls kommt es typischerweise plötzlich zu Husten, Kurzatmigkeit und Atemnot. Während der Ausatmung ist dabei ein pfeifendes Geräusch (Giemen) zu hören.

Wenn typische Asthmasymptome bestehen und bei der Lungenfunktionsuntersuchung eine Verengung der Atemwege besteht ist das Asthma gesichert, wenn es durch die Inhalation eine Asthmasprays zu einer vollständigen Normalisierung kommt.

Meistens ist Diagnosestellung und die Abgrenzung gegenüber anderen Krankheiten dadurch erschwert, dass bei der ärztlichen Untersuchung keine Symptome oder keine Verengung der Atemwege vorliegt.

In dieser Situation ist nach der Reizung der Bronchien durch einen Belastungstest oder durch die Inhalation eines Reizpulvers (Provokationstest) typischerweise eine Überempfindlichkeit der Bronchien festzustellen. Auch die Messung der Konzentration an Stickstoffmonoxid (NO) in der Ausatemluft (FeNO-Messung) gibt Hinweise für die Entzündung der Bronchien. Erst in der Gesamtschau der Befunde und des Ansprechens auf die Therapie ist dann die Diagnosestellung des Asthmas möglich.

Nach der Diagnosestellung ist immer zu überprüfen, ob und gegebenenfalls welche Allergie zugrunde liegt. Die spezifische Immuntherapie (SIT, früher auch Desensibilisierung genannt) ist die einzige Möglichkeit zur Heilung eines allergischen Asthmas (mehr über Allergien).

Inhalative Medikamente bei Asthma bronchiale

Das Zielorgan der Asthmatherapie ist mit inhalativen Medikamenten gut zugänglich. Die angewendeten Wirkstoffe können dann in den unteren Atemwegen gezielt und in höherer Konzentation ihre Wirkung entfalten und weisen dadurch weniger Nebenwirkungen im Körper auf. Die häufig angewendeten Medikamente sind:

  • Inhalative Steroide (ICS): Diese Medikamente wirken der Entzündung der Bronchialschleimhaut entgegen. Hierdurch normalisiert sich auch deren Überempfindlichkeit und eine Verengung wird verhindert.
  • Kurz wirksame Betamimetika (SABA): Durch den schnellen Wirkungseintritt über die Stimulation der Beta-Rezeptoren in der Brochialschleimhaut wird eine schnelle Erweiterung der Bronchien erzielt, die allerdings nur wenige Stunden anhält. Diese Medikamente kommen insbesondere in der Notfallbehandlung zum Einsatz.
  • Lange wirksame Betamimetika (LABA): Die Stimulation der Beta-Rezeptoren und damit die Erweiterung der Bronchien hält hierbei 12 bis 24 Stunden an. Dadurch sind diese Medikamente, vor allem in der Dauertherapie, sinnvoll.
  • Langwirkende Anticholinergika (LAMA): Hierbei wird durch Hemmung des Muscarin-Rezeptors der Bronchialschleimhaut eine Erweiterung der Bronchien herbeigeführt.

Kontrolle des Asthmas

Ärztliche Kontrollen sind in der Regel alle 3 Monate erforderlich. Hierbei geht es vor allem darum festzustellen, wie gut das Asthma kontrolliert ist und wie das Risiko für einen Asthmaanfall in den nächsten Wochen eingeschätzt wird.

Die folgenden Kriterien sind hierbei bei Erwachsenen relevant:

  • Häufiger als 2 Mal pro Woche Asthmasymptome tagsüber
  • Nächtliches Erwachen durch Asthma
  • Bedarfsmedikation häufiger als 2 Mal pro Woche
  • Aktivitätseinschränkung durch Asthma

Gut kontrolliert: kein Kriterium erfüllt
Teilweise Kontrolliert: 1-2 Kriterien erfüllt
Unkontrolliert: 3-4 Kriterien erfüllt

Alternativ hierzu kann auch der „Asthma control test“ genutzt werden. Die Deutsche Atemwegsliga empfiehlt zudem einige Apps für das Smartphone (z.B. breazy).

Das Risiko für eine zukünftige Verschlechterung kann durch diese Angaben, den Lungenfunktionstest und den bisherigen Verlauf abgeschätzt werden.

Zur Selbstkontrolle ist es sinnvoll mit einem kleinen Messgerät zu Hause den Spitzenfluss der Atmung zu messen (peak-flow).

Wenn es im Protokoll immer wieder zu einem Abfall des peak-flows kommt ist auch dies ein Zeichen für eine unzureichende Kontrolle. Zudem gibt der peak-flow-Wert bei einem Asthmaanfall Hinweise auf die schwere der Verengung der Atemwege.

Durch die Messung FeNO (fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid) kann außerdem das Ausmaß der Atemwegsentzündung gemessen werden. Bei niedrigen Werten kann dann gegebenenfalls die Kortisondosis reduziert werden.

Richtig inhalieren

Damit der Wirkstoff seine Wirkung in den tiefen Atemwegen entfalten kann, kommen unterschiedliche Inhaliergeräte zum Einsatz. Die Anwendung des üblicherweise als Notfallspray eingesetzte Dosieraerosols ist im Video der Deutschen Atemwegsliga dargestellt: (link zum Video)

Eine Übersicht aller gängigen Inhaliersysteme finden Sie hier: Atemwegsliga

Stufentherapie

Ziel der Therapie ist ein gut kontrolliertes Asthma mit keinen oder sehr wenigen Symptomen.

In allen Therapiestufen kann eine Bedarfstherapie eingesetzt werden. Hierzu eignen sich kurz wirksame Betamimetika (z.B. Salbutamol) oder Kombinationspräparate mit einer entzündungshemmenden Komponente (z.B. Formoterol und Budesonid).

Wenn das Asthma dadurch alleine nicht kontrolliert werden kann, ist eine Erhaltungstherapie mit täglicher Inhalation erforderlich.

Stufe 2: Inhalative Steroide (ICS) niedrig dosiert

Stufe 3: Inhalative Steroide (ICS) niedrig dosiert und kombiniert mit einem lange wirksame Betamimetikum (LABA)

Stufe 4: Inhalative Steroide (ICS) in mittlerer Dosierung und kombiniert mit einem lange wirksame Betamimetikum (LABA). Alternativ kann die Dosierung der Stufe 3 belassen werden wenn als Bedarfsmedikament ein Kombinationspräparat mit ICS eingesetzt wird.

Stufe 5: Inhalative Steroide (ICS) in Höchstdosis kombiniert mit einem lang-wirksamen Betamimetikum (LABA) und einem langwirkenden Anticholinergikum (LAMA).

Schweres Asthma

Wenn auch unter der Stufe 5 keine ausreichende Kontrolle erzielt wird, kann durch die Zugabe einer Antkörpertherapie meist eine weitere Verbesserung erreichen werden. Die früher oft angewendete Therapie mit Kortison als Tabletten ist dadurch als Dauertherapie in der Regel zu vermeiden. Im akuten Asthmaanfall hat Kortison auch als Tablette weiterhin seine Berechtigung.

Bei schwerem allergischen Asthma auf ein ganzjähriges Allergen kann ein Antikörper gegen das Immunglobulin E (Omalizumab) eingesetzt werden.

Bei „eosionphilem Asthma“ (eosinophile weiße Blutkörperchen > 300/µl) kommt ein Antikörper gegen Interleukin 5/Interleukin 5 Rezeptor (Mepolizumab, Reslizumab oder Benralizuma) zum Einsatz.

Eine weitere Option bei schwerem eosinophilem oder unkontrolliertem Typ 2 Asthma ist der Interleukin 4 Rezeptor Antikörper Dupilumab.

Verhalten im Notfall

Ein Asthmaanfall ist ein bedrohliches Ereignis und eine schnell durchgeführte Selbstbehandlung ist erforderlich, um Schaden abzuwenden. Wenn der beste persönliche peak-flow Wert bekannt ist, kann damit die Schwere des Anfalls abgeschätzt werden.

Die einzusetzenden Medikamente können hier nur allgemein aufgeführt werden. Die konkreten Präparate und Dosierungen sollen bei der Kontrolluntersuchung individuell festgelegt werden.

Wer vorbereitet ist, hat es leichter im Asthmaanfall Ruhe zu bewahren. Die ruhige Durchführung des Notfallplans führt schneller zum Erfolg.

Verzögern sie den Notruf nicht durch einen Anruf in der Praxis. Nach der Alarmierung über 112 ist in Wiesbaden üblicherweise innerhalb von 10 Minuten Hilfe vor Ort.

Bitte setzen Sie sich erst nach der Notfallbehandlung mit uns in Verbindung.

Notfalltherapie

Gefahr

Das Peak-Flow-Meter zeigt Werte unter 50% des persönlichen Bestwertes. Sie sind so kurzatmig, dass Sie kaum sprechen können.

Nehmen Sie eine atemerleichternde Körperhaltung ein und benutzen Sie die Lippenbremse (Video).

Nehmen Sie 2-4 Hübe Ihres Notfallsprays und Ihre Kortison-Notfalltablette. Wenn sich der Zustand nicht rasch bessert, rufen Sie den Notarzt über 112.

Achtung

Das Peak-Flow-Meter zeigt Werte zwischen 50% und 80% des persönlichen Bestwertes. Sie können noch normal Sprechen aber die Bronchialmuskulatur ist verkrampft, wodurch es zu Atemnot und Giemen kommt.

Nehmen Sie eine atemerleichternde Körperhaltung ein und benutzen Sie die Lippenbremse (Video).

Nehmen Sie 2-4 Hübe Ihres Notfallsprays und beobachten Sie die Wirkung in den nächsten 10 Minuten. Falls nach 10 Minuten keine deutliche Besserung eingetreten ist, nehmen Sie nochmal 2-4 Hübe Ihres Notfallsprays und Ihre Kortison-Notfalltablette. Wenn es jetzt nicht rasch zu einer deutlichen Besserung kommt, rufen Sie den Notarzt über 112.